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UNESCO-Welterbe im Bauhaus Dessau


Premiere für die Bauhaus-Triennale und neues Besucherzentrum



Mit der Veranstaltungsreihe „Triennale der Moderne“ soll das Welterbe der Architekturmoderne in Deutschland stärkere Aufmerksamkeit erfahren. Die Städte Berlin, Weimar und Dessau haben gemeinsam die Initiative ergriffen und werden im Herbst 2013 erstmals ein spezielles Programm aus Veranstaltungen, Ausstellungen, Tagungen und touristischen Attraktionen anbieten. Im Auftaktjahr der Triennale schließt sich die Reihe dem Berliner Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“ an, 2016 feiert Dessau das 90-jährige Bestehen des Bauhausgebäudes und wird zum Ausgangspunkt zahlreicher Initiativen, 2019 steht mit dem 100-jährigen Bauhausjubiläum ein internationales Ereignis an.


Vom 7. bis 13. Oktober ist das Bauhaus Dessau Gastgeber der Triennale. Als urbanes „Labor der Moderne“ wird 80 Jahre nach seiner durch die Nazis erzwungenen Auflösung zu Vorträgen, Rundfahrten sowie zu Bauhaus- und Stadtführungen eingeladen. In Dessau gilt es vor allem, den Avantgardisten der Architekturmoderne nachzuspüren. Mit der Emigration vieler Bauhauslehrer und -schüler zog auch deren Baustil in die Welt. Nicht zuletzt deshalb kommt der amerikanische Architekt Daniel Libeskind am 11. Oktober nach Dessau, um in seinem Vortrag die Zeit zwischen 1933 und 2013 zu reflektieren und anschließend in einem Gespräch mit Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) und dem Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Philipp Oswalt zu berichten, wie ihn das Bauhaus selbst in seiner Arbeit geprägt hat.

„Triennale der Moderne“ – der Titel verweist auf die drei Mitspieler: Die Geschichte des Bauhauses beginnt 1919 in Weimar. Sie endet in Berlin mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933. Dazwischen – von 1925 bis 1932 – erlebte die Hochschule für Gestaltung in Dessau ihre Blütezeit aber auch ihren Niedergang.

Doch trotz der Vertreibung seiner Vertreter durch die Nazis gelangte der „Bauhaus-Stil“ zur Weltberühmtheit. Mehr noch: 80 Jahre nach seiner Schließung lebt das Bauhaus fort. Dennoch sollen die dunkelsten Kapitel der Nazi-Diktatur während der Triennale in Dessau nicht ausgespart werden. Die Nationalsozialisten kehrten den Geist der Moderne aus den Straßen von Dessau. Design, Architektur und Kunst – die Baushäusler hatten einigen Einfluss genommen auf die Lebensart in der Stadt und mit ihrem Fortgang Lücken hinterlassen: städtebauliche aber auch Lücken im persönlichen Beziehungsgeflecht. Workshops, Vorträge und Stadtspaziergänge erinnern zur Triennale an Nazi-Propaganda und Bauhaus-Hass, an Rüstungsproduktion und Herstellung von Zyklon B in Dessau. Auch die Themen „Bauhaus“ und „Hugo Junkers“ sind schon ihrer zeitlichen Ansiedlung wegen nicht voneinander zu trennen – und werden durchaus kontrovers betrachtet.

Dessau war und ist eine Bauhausstadt. In den zurückliegenden 80 Jahren war hier die Frage nach dem „Wohnen der Zukunft“ immer präsent. Zu den gebauten, sanierten, weiter gebauten und neu gebauten Visionen gehören das Kornhaus, das Stahlhaus, das historische Arbeitsamt, die Meisterhäuser, die Siedlung Törten, die Laubenganghäuser – allesamt Bauhausbauten – sowie die Knarrbergsiedlung von Leopold Fischer und Leberecht Migge, neue Wohnhäuser im Bauhausstil sowie das moderne Umweltbundesamt von Sauerbruch Hutton. Sie alle werden in Veranstaltungen, Führungen, Exkursionen eingebunden (www.triennale-der-moderne.de).

Website: Triennale der Moderne


Im Zentrum des „Labors der Moderne“ steht das Bauhaus-Gebäude selbst. 1926 von Walter Gropius errichtet, schließt es sich seit einigen Jahren wieder Stück für Stück auf und wird neu erlebbar. Es empfängt seine Gäste ab dem 7. Oktober im neuen Besucherzentrum, das im Saal der einstigen Tischlerwerkstatt eingerichtet ist. Hier werden im ebenfalls neuen Designshop Bauhaus-Markenprodukte wie auch Objekte von jungen Designern aus Dessau und Halle angeboten. Gleichsam bleibt der Frei-Raum erhalten, in dem die Besucher eine Vorstellung von der Atmosphäre entwickeln, in der die Bauhäusler gearbeitet haben. Auch im 1926 gebauten Atelierhaus kann seit kurzem nachempfunden werden, wie es sich hier für Bauhäusler wie Marianne Brandt leben und arbeiten ließ. Zwei Zimmer sind – soweit wissenschaftlich nachweisbar – wieder originalgetreu eingerichtet. Man kann also zu Gast bei Bauhäuslern wie Gertrud Arndt, Josef Albers oder Franz Ehrlich sein. Und wer auf seiner Reise „stilecht“ wie die Bauhäusler übernachten möchte, kann hier eines der Gästezimmer buchen
(Tel. 0340/6508-318 oder unterkunft@bauhaus-dessau.de).

Website: Bauhaus Dessau


Zum Jahresende wartet das Bauhaus Dessau mit einem weiteren Höheprunkt auf. Zum ersten Mal überhaupt wird der bis heute faszinierenden und inspirierenden Bauhausbühne eine Ausstellung gewidmet. Die Schau „Mensch-Raum-Maschine“ ist vom 6.12.2013 bis 21.4.2014 zu sehen und zu erleben. Begleitend finden Workshops, Performances und Filmvorführungen statt. Bauhaus bedeutet Bewegung nach vorn, ohne den Blick in den Rückspiegel zu vergessen. Etwa wenn es darum geht, die Rolle der Bauhausbühne neu zu definieren. Walter Gropius hatte sie 1921 gegründet. Eine drängende Frage der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war es, wie der Mensch in einer technisierten Umwelt zu verorten sei. Auf der Bauhausbühne sollten der mechanische und der organische Körper im Kontext von Raum, Bewegung, Form, Farbe, Licht und Ton untersucht werden.

Mensch - Raum - Maschine


Text und Foto: Kathrain Graubaum, Oktober 2013

Bildunterschrift zum Bild oben: Gerade wird das neue Besucherzentrum im Saal der einstigen Tischlerwerkstatt des Bauhauses eingerichtet. Stilgetreu wurde ein neuer Verkaufstresen entworfen und angefertigt.


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