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Der Goldene Ring


Klöster aus der Zarenzeit


Wie alle Großstädte in Europa und überall auf der Welt belegt auch Moskau, dass selbst sechs Autospuren in eine Richtung zu bestimmten Zeiten das Stehen im Stau oder das Zuckeln im Schritttempo nicht verhindern. Die Straßen in den Nordosten von Moskau führen zu einer Reihe von alten russischen Städten mit unzähligen Kirchen und Klöstern, in denen das traditionelle, das zaristische Russland seinen Ursprung hat.

Beeindruckend ist für mich bei den russisch-orthodoxen Kirchenbauten, dass sie weniger Pracht-Architektur sein wollen, die Macht ausstrahlt, sondern eher ein menschliches Maß finden, fast einen häuslichen Charakter aufweisen.


Kloster in Sergiew Posad


Die Kuppeln der vergoldeten Kirchtürme leuchten im Sonnenschein weit ins Land und prägten den Begriff „Goldener Ring“. Der Weg führt uns zunächst nach Sergiev Posad, berühmt durch das Kloster der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius.

Der Mönch Sergius gründete das Kloster im 14. Jahrhundert. Es überstand alle Stürme der Zeit, die Zerstörung durch Mongolen, Anbauten späterer Jahrhunderte und auch die Ära der Sowjetunion. Heute bewohnen hunderte von Mönchen die restaurierte Klosteranlage, deren Ensemble sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO befördert wurde.


Renaissance tiefer Gläubigkeit


Hier ist einer der bedeutendsten Wallfahrts-Orte der russisch-orthodoxen Kirche.
Es kommen nicht nur viele Pilger aus ganz Russland, sondern sehr viele Touristen werden von den unzähligen Ikonen angezogen. Allerdings sind die Touristen in der Kirche in der Minderheit.

Ein ständiger Strom von russischen Gläubigen ergießt sich in den Kirchenraum, darunter eine erstaunlich große Zahl junger Menschen. Es wird inbrünstig und lange andauernd gebetet. Für nicht wenige ausländische Besucher und auch für mich ist diese so offen manifestierte tiefe Gläubigkeit der russischen Bevölkerung schon erstaunlich. Die Religion hat eine Renaissance erlebt.

Ein unbestrittener Höhepunkt des goldenen Ringes sind die unzähligen goldenen und vielfarbigen Kirchenkuppeln in Suzdal. Hier scheinen die Touristen wieder mehr unter sich.

Ich höre eine ganze Reihe deutscher Stimmen aus Reisegruppen. Aber häufig im Blickfeld sind eng beieinander stehende und laufende Touristen-Gruppen aus Asien. „Leider sind aus Westeuropa in letzter Zeit etwas weniger Touristen zu uns gekommen“, sagt mir Maria.“Aber die leicht rückläufige Zahl wird zum Teil durch Besucher aus China ausgeglichen.“


CD-Verkauf in der Kathedrale

In der imposanten Kathedrale von Suzdal empfangen uns gregorianische Gesänge. Mehrere Frauenstimmen singen mit kräftiger und melodiöser Stimme und mit großer Ausdauer Choräle.

Die mystische Stimmung mit ihrer musikalischen Symbolik erzeugt bei mir wie sicher auch bei anderen Touristen ein Gänsehaut-Gefühl. Nur wenig später verstummen die Frauenstimmen und fünf junge Mönche versammeln sich vor dem Altar und tragen mit gut geschulten Stimmen einen Psalmen-Gesang vor.


Chor der Mönche in Suzdal
Chor der Mönche in Suzdal
 Frauenkloster Maria Fürbitte
Frauenkloster Maria Fürbitte


Anschießend im Vorraum der Kathedrale präsentieren die jungen Männer, die meisten bartlos und gut rasiert, ihre CD Kollektion. Wegen der sehr guten Akustik werden ihre Gesänge im Kirchenraum aufgenommen. Ich kaufe ihre CD mit russischen Liebesliedern für 400 Rubel (ein Euro entspricht 60 Rubel).

Ein paar hundert Meter weiter erwartet die Touristen die nächste Station der russischen Marktwirtschaft. Auf dem Plateau mit bestem Blick auf das berühmte wunderbar gelegene Frauenkloster Maria Fürbitte kommt mancher Besucher auf die Idee: wo ist hier die Cafe-Stube, um einen Kaffee zu trinken. Bitte sehr, bitte gleich, ein fahrbarer Kaffee-Automat auf vier Rädern ist hier in Stellung gegangen.


Quartiere auf russischer Farm

Auf dem Rückweg vom goldenen Ring zwischen Wladimir und Moskau besuchen wir die Farm Petuschki. Hier wird eine Mixtur von einem Hof-Laden mit Spezialitäten von Fleisch, Wurst und Käse, bunter Freizeit-Unterhaltung und Urlaub auf dem Bauernhof geboten.

Die Eröffnung und der Werdegang der Farm könnte einem Filmdrehbuch entnommen sein, ist aber Realität. Der britische Manager aus der Kohle und Stahlindustrie, John Kopiski, kommt 1992 nach Russland und verliebt sich in die schöne Russin Nina Kuzmicheva. Sie will ihre Heimat nicht verlassen und so wird John russischer Staatsbürger, das Paar heiratet in einer russisch-orthodoxen Kirche und sie bauen ihr Farm-Imperium auf.


Farmer und Unternehmer John
Farmer und Unternehmer John
Quartiere auf der Farm
Quartiere auf der Farm


Nina und John wollen den Touristen aus aller Welt, besonders aus den USA die Kultur des Landes näher bringen.

„Russisches Leben lernt man nicht unbedingt in einer 5-Sterne-Unterkunft mit Air-Conditon kennen“, meint John lakonisch. Mittlerweile haben sie 80 Zimmer für Urlauber zu bieten, in einem Hotel, Gästezimmer in einer früheren Dorfschule und in separaten Cottage-Häusern. Die Gäste dürfen ihre Tiere mitbringen, denn auf der Farm sind überall Tiere zu Hause. Der große Stolz von John ist seine „Sammlung“ von 75 Pferden, mit denen die Besucher Kutschfahrten unternehmen.

„Hat die Farm nicht Vorteile, wenn hervorgerufen durch die Sanktionspolitik des Westens der Bedarf an Agrarprodukten auf dem russischen Markt steigt?“ Die Antwort vom Unternehmer John ist kurz und eindeutig: „Die Sanktionen der EU bringen allen in Europa nur großen Schaden.“

www.bogdarnya.ru


Abschied auf der Moskwa


Am letzten Tag der Pressereise bucht der Reise-Veranstalter Visit Russia eine zweistündige Kreuzfahrt auf dem Schiff (900 Rubel p. Person, das entspricht rund 14 Euro) - der Abschied von Russland auf der Moskwa.


Nachts auf der Moskwa


An diesem Sonntagabend ist unser Schiff knapp zur Hälfte mit Gästen belegt. Wir befahren die attraktivste Strecke, die wie in London oder Berlin durch den Innenstadt führt. Das Wetter hat ein Einsehen, zieht am frühen Abend die Regenwolken beiseite.

Wir erleben einen langen Sonnenuntergang, der die Kuppeln der Klöster und Kathedralen, den Kreml und die Brücken über den Fluss in ein anmutiges und feuriges Licht taucht.
Wer von den Fahrgästen könnte da widerstehen, ehrlichen Herzens zu sagen: Moskau ist eine Reise wert.


Nachts auf der Moskwa


Text und Fotos, Teil 2: Ronald Keusch, Juli 2015

Anmerkung: Klicken Sie zur Vergrößerung aller Fotos im Beitrag auf selbige.


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