Natur-Oasen am Iseosee



In der Franciacorta unverfälschtes Italien erleben



Die Marke „Bella Italia“ hat trotz aller politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen ihren Glanz für den Tourismus nicht eingebüßt. Auch in diesem Jahr werden wieder vor allem deutsche Touristen nach Italien strömen. Viele machen bereits südlich der Alpen am berühmten Gardasee Station, wo zur Hauptsaison das Italienbild durch den Massentourismus mitunter arg lädiert ist. Um noch das ursprüngliche und unverfälschte Italien zu erleben, ist ganz in der Nähe an einem anderen nicht so bekannten See beste Gelegenheit dazu: in der Franciacorta rund um den Iseosee.





Der Iseosee, Foto: Ronald Keusch




Urwüchsiges Italien


Der See ist eine wichtige Natur-Oase für die Bevölkerung der nahen Städte Bergamo und Brescia, umgeben von Patriziervillen und Weinbergen, vielen kleinen Orten mit Schwimmbädern und flachen Stränden für die Kinder. Umrahmt von einer Gebirgskette ist er nur 25 Kilometer lang und bis zu vier Kilometer breit. Im Vergleich dazu bringt es der berühmte Gardasee auf 52 Kilometer Länge und 17 Kilometer Breite.


Dass der Iseosee nicht so bekannt sei, habe für den Touristen einen großen Vorteil, meint Beatrice Marini vom Tourismusverband Cooptur. „Hier kann der Besucher noch ein Stück urwüchsiges Italien entdecken. Kaum berührt von Touristenrummel haben die Bewohner ihr reales Leben bewahrt“, meint Beatrice, die sich mit ihren Kollegen natürlich bemüht, mehr Gäste hierher zu locken und den Zustand ein wenig zu verändern.
Ein günstiges Quartier zum Kennen lernen des Iseosees ist im gleichnamigen Ort das Hotel Araba Fenice. So verzwickt sich die Zufahrt zum Hotel gestaltet, die schmale Straße macht mehrere Bögen und führt über Eisenbahnschienen, so wird der Gast des Hotels mit einer langen Seepromenade belohnt direkt am See mit Tischen und Stühlen über dem Wasser. Von hier bietet der siebtgrößte See Italiens jede Menge natürliche Schönheit mit Licht und Farbspielen und eine dunkelgrüne Farbe des Wassers.


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Verträumte Insel Monte Isola


Als ein Markenzeichen des Iseosees erhebt sich in seiner Mitte mehr als 400 Meter über die Wasseroberfläche die Insel Monte Isola, die größte Insel Südeuropas in einem Binnen-See. Sie hat einen Umfang von neun Kilometern Küste, ist ideal für Radtouren und sehr gut erreichbar. Rund um die Uhr verkehrt eine Fähre.




Landschaft der Franciacorta
Landschaft der Franciacorta
Inselhafen von Monte Isola
Inselhafen von Monte Isola


Auf der Insel angelangt, ist sofort unübersehbar, dass ein Stück Zivilisation hier ausgesperrt ist. In Monte Isola, auf der in einer Handvoll Dörfern 1600 Menschen wohnen, sind die Autos mit Ausnahme des Rettungsdienstes und der Polizei ausgesperrt. Allerdings kann eine Unzahl von Vespas in den schmalen Gassen auch gehörig Lärm verbreiten.




Schiffsbauer Ercole


Auf der Insel gehören zum Alltag noch traditionelles Handwerk wie beispielsweise eine Werkstatt, die Netze knüpft, früher für die Fischerboote und heute für Fußballtore, Tennisplätze und sogar für die Militärs der NATO. Nahe dem kleinen Fährhafen befindet sich die Traditions-Werft Archetti Ercole. Sie wurde im Jahr 1450 gegründet und baut seit alters her aus einem einzigen Stamm eines Lärchenbaumes Boote für die Fischer. Die Planken der Boote werden mit Hanf und Teer versiegelt. Diese kunstvoll gebauten Boote wurden dann analog einer Gondel mit einem Ruder ausgerüstet.


Derzeit fährt nur noch ein knappes Dutzend Fischerboote zum Fischfang und Bootsbauer Archetti Ercole hat sein Arbeitsfeld auf Segel- und Motorboote ausgeweitet und restauriert ältere Boote. Mit seinem Sohn Andrea wird auch die nächste Generation die Tradition des Schiffsbaus fortsetzen, so hofft Ercole. Stolz zeigt seine Lebensgefährtin und Managerin Elisabetta Mazucelli den Katalog des Schiffsbauers, dessen von Hand gefertigte Segelboote unter den Namen Dingotto und Gozzo Kunden in ganz Europa finden (siehe im Bild links). Mit einem Segel können sie eine Länge bis zu sieben Meter erreichen. Auch neugierige Touristen sind gern gesehene Gäste in der Werft.




Inseln der Schönen und Reichen


Wer allerdings einen kurzen Blick auf das Bella Italia der Schönen und Reichen werfen will, kommt auch bei einer Rundfahrt über den Iseosee auf seine Kosten. Mit der privaten Schiffsgesellschaft Barcaioli steuert Kapitän Emanuele bei seiner Tour auch zwei weitere Inseln an und umkreist sie in gehörigem Abstand.

Da ist zum einen im Norden die kleine Insel Loreto, auf dem früher ein Nonnenkloster untergebracht war. Heute gehört die Insel dem Baulöwen Sinorelli aus Bergamo. Ebenfalls auf dem Iseosee liegt malerisch schön im Süden die Insel San Paolo. Hier lebten ehemals die Franziskaner-Mönche. Heute ist sie Privatbesitz der Dynastie der Waffenfabrikaten Beretta, deren Unternehmenssitz in der Provinz Brescia liegt.






Die Insel Loreto
Die Insel Loreto
Die Insel San Paolo
Die Insel San Paolo



Zurück im Hafen ist es schon stimmungsvoller, das Bella Italia des kleinen Ortes Iseo mit seinen Bewohnern zu entdecken, über den Platz Garibaldi zu schlendern, vorbei an seinem Denkmal, flankiert von Oleander und Olivenbäumen in einem der Straßencafes einen authentischen Espresso zu trinken.


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Vielgestaltige Quartiere für Urlauber


In der Franciacorta erwartet den Reisenden eine vielgestaltige Landschaft der Lombardei. Die Hügel sind mit Weingärten überzogen, kleine Steindörfer und mittelalterliche Türme und Burgen kommen ins Blickfeld, immer wieder Paläste aus dem 16. Jahrhundert und Adelsvillen prägen das Landschaftsbild. Vielgestaltig und ganz unterschiedlich präsentieren sich die Unterkünfte als Ausgangspunkt, um hier in der Franciacorta auf Entdeckungsreise zu gehen und in aller Ruhe die Urlaubstage zu genießen. Ein Kompass ist die im Jahr 2000 eingerichtete Franciacorta Weinstraße, eine der ersten in Italien.




Wohnen in der Adelsvilla Torri


Tief eingebettet in die Moränenhügel des Iseosees und die grünen Weingärten thront in Corte Franca das Palazzo Torri, eine Adelsvilla aus dem 17. Jahrhundert. Zauber und Wärme einer immer noch bewohnten historischen Residenz verspricht das Schloss, dessen drei Doppelzimmer sowie ein Appartement mit alten Möbeln, Stoffen und Hausrat eingerichtet sind. Der Gast muss schon den Empire und Barockstil sehr mögen, um pro Übernachtung bis zu 200 Euro zu bezahlen. Dafür kann er in die Geschichte dieser Sommerresidenz eintauchen, in der ein Kultursalon berühmte Künstler seiner Zeit zusammen führte. Eine Reihe von liebevoll zusammen gestellten Details erzählen davon.


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Eine ungewöhnliche Entdeckungstour an der Weinstraße bietet das Reitzentrum „Ambassador“ in Casina Casale. Hier kann auch der wenig geübte Tourist auf dem Rücken brav trabender Pferde durch die Weinberge reiten. Seit nunmehr zwei Jahren werden in dem Gestüt mit insgesamt 35 Pferden auch Ferienwohnungen angeboten.


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Villa Gradoni mit Weinkeller


Nur 15 Reitminuten entfernt, ist wieder ein ganz anderes Quartier in der bekannten Weinkellerei Villa Franciacorta zu finden. Schon seit dem Mittelalter werden in der Villa Casa Rotweine hergestellt. In großen Buchstaben leuchtet aus den Weinbergen das Wort „Villa“.


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Die Weinfelder umfassen 47 Hektar und das gesamte Areal 100 Hektar, viel Platz für Urlauber. Seit 1996 sind auf dem Auto freien Gelände in der so genannten Villa Gradoni 21 Appartements entstanden. Ausschließlich für die Gäste der Villa stehen ein großer Swimmingpool und eine Liegewiese zur Verfügung. Ein besonderer Gäste-Service ist einmal in der Woche eine kostenlose Weinprobe - der Weinkeller mit einem Bestand von insgesamt einer Million Flaschen ist gut gefüllt. Hier lagern vor allem Rotweine. Aber Franciacorta ist auch sehr bekannt für seinen Brut „Emotione“ und den Weißwein für den Sommer „Villa Campei“. Herausragend der Grappa, der aus dem Trester des gleichnamigen Rotweins „Gradonie“ entsteht.





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Hotel im früheren Kloster


Ein wieder ganz anderes Quartier ist das 1990 neu eröffnete Restaurant und Hotel „de Charme Cappuccini“. Es ist in dem 1569 erbauten Kloster „San Francesco“ auf einem Hügel der Franciacorta eingerichtet. Den Hintergrund der Rezeption bildet ein überdimensionales Heiligenbild aus dem 19. Jahrhundert. Derzeit werden 14 modern eingerichtete Hotel-Zimmer angeboten zu einem Basispreis von 84 Euro pro Person. Die direkt neben dem Kloster stehende Kirche aus dem 17. Jahrhundert wurde umgebaut und bietet jetzt im Kirchenschiff eine größere Halle für Hochzeitsfeiern und andere Events: Es ist angerichtet im Gotteshaus. Zu den Spezialitäten dieses Hotels zählen eine herausragende Küche und am Fuße des Hügels ein Wellness-Zentrum in historischem Gemäuer. Auf der Terrasse des SPA kann sich der Gast aus dem Restaurant kleine Speisen und Wein servieren lassen.


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Luxus im Schatten der Bäume


Einen Glanzpunkt der Unterkünfte mit Blick von der Terrasse auf den Iseosee ist das 5 Sterne Haus „L’Albereta Relais & Chateaux“ der Gruppe Moretti in Erbusco. L’ Albereta was soviel heißt wie „die Bäume“ ist ein prägendes Merkmal der Anlage auf einem Hügel, die von Schatten spendenden Bäumen und von Weinfeldern umgeben ist. Hochkarätig ist der SPA auf 1400 Quadratmetern. 25 Therapeuten, zwei Ärzten und zwei Krankenschwestern versorgen die Gäste mit ästhetischen und medizinischen Therapien. Rund um den Hügel sind zwei Fittness-Pfade eingerichtet und ein Dutzend herrlich gelegene Ruhepunkte mit Sitzbänken -Romantik pur. Für ein Refugium im Restaurant sorgt der bekannte Sterne-Koch Gualtiero Marchesi. www.albereta.it


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„Der Aufwind für die Urlaubsregionen im Umfeld des Iseosees ist in den letzten Jahren unverkennbar“, so resümiert Gabriella Campese von der Tourismus-Agentur Strada del Franciacorta. „Mittlerweile haben wir pro Jahr die beträchtliche Zahl von 1,5 Millionen Übernachtungen erzielt“. Im Vergleich zu den um ein mehrfaches höheren Besucherzahlen am Gardasee ist in der Franciacorta noch Platz genug, um das reale Leben in Italien zu erleben. Und auch an spannenden Quartieren ist offensichtlich kein Mangel.
www.stradadelfranciacorta.it
www.bresciatourism.it


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Text und Fotos: Ronald Keusch , Juli 2013
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