Palma de Mallorca:



Bilder statt Ballermann



Von Januar bis April ist die beste Zeit, um Mallorca in Ruhe zu genießen. Schon im Januar (je nach Witterung) fangen bei Portocristo im Osten der Insel die Mandelbäume an zu blühen.

Kaum ist dieses Naturwunder vorüber, werden die Apfelbäume rosa-weiß, dann kommen die süßen Pfirsiche. Und da die Sonne schon wärmt, sitzen die Mallorquiner wieder vor den Cafés. Zwar noch im Wintermantel, aber immerhin...

Auch in Palma de Mallorca, der Inselhauptstadt, hat der Frühling seinen besonderen Reiz. Er ist nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch für Geist und Seele. Es macht Spaß, durch die engen, verwinkelten Gassen der Altstadt zu bummeln, die stolzen Kirchen, die prächtigen Wohnpaläste und verspielten Jugendstilhäuser mit allen Sinnen zu genießen.



Alltagskunst: Rund um Le Seu stellen die (noch) unbekannten Künstler aus.



Wenige Städte nur besitzen ein so liebliches, in Form und Farbe harmonisches Bild. Wer den Jugendstil mag, kann ihn in Ciutat, so nennen die Mallorquiner ihre Hauptstadt, in Reinkultur erleben. Genannt seien nur das Edifici Casayas (1908-11) an der Placa Mercat, erbaut von Franscesc Roca und das Gran Hotel (1901-03) von Lluis Domènech i Montaner am Placa Weyler (heute Museum) mit der wohl schönsten Jugendstilfassade der Stadt.


Im Frühling ist Palma noch (fast) ohne Touristen. Die Leere ist angenehm und passt gut zur kunstvollen Stille, die ein Markenzeichen guter Galerien ist. Hinter der Kathedrale La Seu, im Zentrum der Altstadt, befindet sich das Gros der Kunsthandlungen. Ein wenig ratlos steht man in der spartanisch-weißen Bilderwelt der „La Caja Blanca“ und bestaunt ein aus Zweigen gefertigtes Kunstobjekt, das einer indianischen Kinderwiege ähnelt.

In der kleinen „Galerie K“ haben sich die beiden Besitzer auf Werke bekannter Pop-Künstler spezialisiert, in der „Sala Pelaires“ lässt sich ein echter Joan Miro bewundern. Und da wir gerade bei Originalen sind, seit Ende Juni 2012 besitzt Palma ein exklusives Haus, in dem nur ein einziger Künstler wohnt, dem Maler, Grafiker, Schriftsteller, Bildhauer, Bühnenbildner Salvadore Dali.

Der geniale Exzentriker, der sich noch bis ins hohe Alter hinein „lebhaft des Augenblicks seiner wirklichen Geburt“ im Schoße der Mutter erinnerte, hat in einem alten Stadtpalais in der Carrer de la Portella Numero 9 sein balearisches Hauptquartier bezogen, im Can Morey de Santmarti. Das Haus ist eine Berühmtheit in Palma. Dunkel getäfelte Wände, Dielenfußböden, schwarze Säulen, die beeindruckenden Räumlichkeiten sind bestens restauriert und noch im Original erhalten. Man ahnt, wie nobel es in früheren Zeiten hier zugegangen sein muss.






So unterschiedlich die Patis von Palma auch sind, allen Häusern eigen sind die elegante, meist überdachte Treppe, ein Brunnen und eine große Freifläche im Hof. Sie diente nicht nur der Repräsentation. Eine mittelalterliche Verordnung schrieb vor, dass in einem Patio mindestens 25 Reiter samt Pferden Platz finden müssen.

Diese spektakuläre Stadtvilla, in der bis zu seinem Tod ein ebenso spektakulärer Zeitgenosse lebte, der berühmte Landschafts- und Porträtmaler Joaquin Torrents Lladó (1946-1993), legte der heutige Hausherr, der deutsche Galerist Wolfgang Hörnke, seinem Lieblingsmaler zu Füßen. Er machte ein kleines Museum für den großen Dali daraus, das Museo Can Morey de Santmarti.


U.i.B.: Hausherr: Mit dem Dali-Museum hat sich Wolfgang Hörnke einen Traum erfüllt.


Gezeigt werden auf drei Etagen rund 200 Originalgrafiken des Künstlers aus den Jahren 1930 bis 1970. Unter anderem die Zyklen „Le Chants de Maldoror“ und „La Mythologie“. Auf den Zusatz „Original“ legt Wolfgang Hörnke, der künstlerische Direktor des Museums, größten Wert. „Alle hier gezeigten Arbeiten“ sagt er, „sind im Beisein der Familie Argrillet, die Editor der Grafikserie ist, von Dali signiert wurden.“ Beruhigend zu wissen, da viele Fälschungen auf dem Markt sind. Hörnke, ein Vertrauter der Argrillets, war in den 1970er Jahren sogar Augenzeuge, wie Dali Grafiken für die Familie zeichnete.



Das berühmteste Haus der Insel aber ist ein steingewordenes Gebet, die Kathedrale La Seu. Von außen ahnt man nicht, wie licht die Kirche im Inneren ist. Das etwa 110 m lange Hauptschiff fasziniert durch die schlanken, knapp 22 m hohen Säulen. Die große, aus 1236 Glasteilen bestehende Fensterrose in der Hauptapsis (11,52 m Durchmesser) gilt als das größte „gotische“ Auge der Welt.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Innere der Kirche nach Plänen des berühmten katalanischen Architekten Antoni Gaudi neu gestaltet. 2007 nahm sich eine andere Berühmtheit der Kathedrale an, der Maler und Bildhauer Miquel Barceló, 1957 auf Mallorca geboren. In Anwesenheit des spanischen Königspaares weihte Bischof Murgui eine 300 m⊃2; große Keramikverkleidung des Künstlers in der Allerheiligsten-Kapelle, die sich mit Jesus und der wundersamen Vermehrung des Brotes und der Fische künstlerisch auseinandersetzt. Diese Arbeit löste heftige Proteste aus. Und Streit darüber, ob es zulässig sei, eine 700 Jahre alte Kathedrale durch zeitgenössische Kunst zu „entweihen“. Jenseits aller Glaubenskriege ist die Arbeit Barcelós längst zu einer kulturellen Attraktion der Sonneninsel Mallorca geworden. (Zur Vergrößerung bitte auf folgende Fotos klicken.)





Text und Fotos: Bernd Siegmund

Anmerkung: Klicken Sie zur Vergrößerung aller Fotos im Beitrag auf selbige.



Reise-Infos
Spanisches Fremdenverkehrsamt
Litzenburger Str. 99
10707 Berlin
Tel.: 030/8825543
Email: berlin@tourspain.es

Museo Can Morey se Santmarti
Tel.: 0034 / 971724741
Email: info@museo-santmarti.es




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