| ARCHIV-WEBSITE |
Textversion

Sie sind hier: 

>> cre-aktiv ReiseBilder  >> ReiseBerichte  >> Belgien 

  |  

Inhaltsübersicht

  |  

Impressum

  |  

Kontakt

  |  

Datenschutz

  |

Reiseeindrücke aus Flandern: Teil 1


Die schöne Unbekannte


Die Stadt Mechelen präsentiert ihre stolze Vergangenheit


Gewebe von Straßen und mittendrin Kirche und Turm
als dicke Kreuzspinne und ich,
der ich von dieser Stadt nicht weg kann
und sie gelassen überall mit mir trage…“


Die Zeilen des Dichters Dirk Verbruggen verehren seine Stadt in großen Lettern an der markanten Fassade des Kulturzentrums. Auch die Besucher von Mechelen können sich in diese Stadt verlieben. Mehr als dreihundert denkmalgeschützte Gebäude wurden auf wenigen Quadratkilometern gezählt.


Stadtbild von Mechelen
Stadtbild von Mechelen
In einem Beginenhof
In einem Beginenhof


Mechelen gleicht einem Freilichtmuseum der Renaissance. Die vielen historischen Gebäude erinnern daran, dass Mechelen zu Beginn des 16. Jahrhundert als mächtige Hauptstadt der Burgundischen Niederlande gekrönt wurde. Und auch die zwölf Kirchen im Stadtgebiet sehen auf eine glanzvolle Vergangenheit zurück. Hier wurde vor 450 Jahren der Sitz des Erzbischofs eingerichtet. Die frühere enorme wirtschaftliche und politische Bedeutung hat das beschauliche Städtchen mit 80.000 Einwohnern schon lange an die großen Nachbarstädte Antwerpen und Brüssel abgegeben, aber dafür seinen Flair und Charme behalten.


Weltkulturerbe Beginenhöfe

Mit Flair und Charme ist auch Lehrerin Beatrice Knops ausgestattet, die die Besucher gern durch ihre Stadt führt. Welche historischen Werte und Schönheiten Mechelen besitzt, ist auch international ganz offiziell eingestuft worden. Ganze vier Mal steht die kleine flämische Stadt auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes. Dazu zählen die flämischen Beginenhöfe, über die Lehrerin Knops historisches Wissen parat hat. Sie entstanden während der Kreuzzüge, als zahllose Männer in der arabischen Welt den Tod fanden und viele Witwen und junge Frauen zurückblieben. Da es den Frauen im 11. und 12. Jahrhundert verboten war, allein zu leben und die meisten Klöster nur begüterte Frauen aufnahmen, entstanden Gemeinschaften von Frauen, die zusammen wohnten und ihren Lebensunterhalt bestritten. Sie nannten sich Beginen und wohnten in Beginenhöfen.

Zu den Tätigkeiten der Beginen gehörten soziale Dienste für die Gesellschaft wie die Krankenpflege, aber auch in späterer Zeit wirtschaftlich einträgliche Gewerbe wie das Spitzenklöppeln. Schon sehr früh wurde von den Frauen auch Bier gebraut. Da das Bier in damaliger Zeit gesünder war als das oft verunreinigte pure Wasser, wurden mit dem Gebrauten auch die Kranken versorgt. Ein Ausdruck für den erreichten Wohlstand der Beginen ist ihre prächtige Beginenkirche. Beim Bau ließ sich der Jesuitische Architekt Pieter Huyssens vom italienischen Barock inspirieren und schuf eine der schönsten Kirchen von Mechelen. (Bild links: Lehrerin Beatrice Knops)


Stadtgeschichte des Bieres Maneblusser

Ganz in der Nähe liegt Het Anker, eine der ältesten belgischen Brauereien. Mechelen kann getrost auch den Titel einer traditionsreichen Bierbrauerstadt beanspruchen. Die schon Mitte des 14.Jahrhundert unter Karl dem Kühnen hergestellten „Mechelschen Bruynen“ haben die Jahrhunderte überdauert. Noch heute ist unter dem Namen „Gouden Carolus Ambrio“ dieses Dunkelbier begehrt. In einigen Lokalen der Stadt und natürlich in der Brauereikneipe von Het Anker können die mehr als ein halbes Dutzend Sorten dieses Bieres von den Touristen in speziellen Degustationsgläsern probiert werden. Übrigens hat sich die Brauerei seit zwei Jahren auch daran gemacht, ein ganz „konzentriertes Bier“ zu brennen, einen Single-Malt Whisky.

Ein lokales Bier hat sich den Namen Maneblusser zugelegt und erinnert damit an eine lustige Stadtgeschichte (Bild links: Maneblusser löschen Durst).
In einer nebeligen Winternacht des Jahres 1687 war der Stolz aller Bürger, der hohe St. Romboutsturm, in rote Glut getaucht und es begannen nach einem Feueralarm die Löscharbeiten mit Eimern von Hand zu Hand, bis man oben im Turm angelangt war. Dort mussten die Bürger feststellen, dass kein Feuer, sondern der Mond durch den Nebel leuchtete. Seitdem haben die Mecheler ihren Spitznamen Maneblussers, die Mondlöscher und können mit gleichnamigem Bier ihren Durst löschen.


Der abgebrochene Turm

Der St. Romboutsturm ist bis heute das unübersehbare Wahrzeichen der Stadt (siehe im Bild links).
Eigentlich sollte der Turm, so der Plan zum Baubeginn 1449, die Höhe von 169 Meter erreichen und damit, wie es heißt, das Ulmer Münster überflügeln. Doch nach 70 Jahren Bauzeit blieb er unvollendet ohne Turmspitze, aber immerhin noch mit der stattlichen Höhe von 97 Metern dominierend im Stadtbild erhalten.

Jetzt bezaubert der „abgebrochene Turm“ Bewohner und Touristen mit dem Klang von zwei Glockenspielen. Wer sich zum Besteigen des Turms aufrafft, sieht das Turmuhrwerk aus der Nähe und genießt die Aussicht über Stadt und Umland. Im Umfeld des St. Romboutsturms liegen viele historische Miniaturen mittelalterlicher Architektur wie beispielsweise die „De Cellekens“, kleine Reihenhäuschen, die sich um einen idyllischen Innenhof lagern. Eines der Gebäude wurde liebevoll von Bildhauerin Marietta Teugels restauriert, in deren Garten sich einige ihrer Skulpturen präsentieren. Der Mechelner Haverwerf diente einst der Stadt als Binnenhafen. Hier stehen noch beeindruckende farbenfrohe Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert, für Experten mit die schönsten der Holzhäuser in Belgien. Der Platz des „Vismarkt“ hat sich heute in einen Ort der urigen Kneipen und stilvollen Bars verwandelt.


Beethoven und sein Großvater

Eine Brücke über das kleine Flüsschen Dyle führt zu einem Denkmal, das an den Beginn der Karriere des Komponisten Beethoven erinnert. Es zeigt in einer Figurengruppe den jungen kleinen Ludwig van Beethoven, der bewundernd zu seinem Großvater Lodewijk schaut, der Notenblätter in der Hand hält. Der kleine Ludwig steht etwas verlegen da und hält eine Rose hinter seinem Rücken.


Denkmal für die Beethovens


Großvater van Beethoven musste damals mit seiner Familie nach Bonn emigrieren, wohl auch wegen der Steuer. So wurde dann die Stadt Bonn der Geburtsort des Genies und nicht Mechelen. Ludwig hieß auch der Großvater, Sänger und Chorleiter. Er wurde dann in die "churkölnische Capelle" nach Bonn berufen und avancierte dort zum Hofkapellmeister. Nahe dem Denkmal befindet sich das ehemalige Wohnhaus der Familie van Beethoven, in der van Beethovenstraat. Hier in einem der unzähligen Restaurants in Mechelen ist für den Besucher ein guter Platz, um sich bei einem Bruynen-Bier über die Genies und die Vorzüge des grenzenlosen Europa seine Gedanken zu machen.


Text und Fotos. Ronald Keusch , Juli 2013
Anmerkung: Klicken Sie zur Vergrößerung aller Fotos im Beitrag auf selbige.


Seitenanfang

Kaléidoscope cre-aktiv | Archivsite 2013 - 2017 | NEU seit 2017: www.cre-aktive.net