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Urlaub bei den Obstbauern (Teil 1)


Bauernhöfe südlich vom Brenner bieten Ferientage im Schoß der Natur



Das Hochplateau von Natz-Schabs in Südtirol liegt 860 Meter über dem Meeresspiegel. Ganz in der Nähe auf der Plose, dem Hausberg von der nahen Bischofsstadt Brixen, etabliert sich alle Jahre von November bis Ostern ein Skigebiet, erreichbar mit der Seilbahn. Die nahen Bergspitzen der Dreitausender vom Gais-Joch und dem wildem Kreuzspitz, fast ganzjährig vom Schnee bedeckt, kündigen die Anfänge der Dolomiten an.


Hoch-Plateau von Natz-Schabs


Auf diesem Plateau finden sich die idealen Anbauflächen, um den Südtiroler Äpfeln ihren sauer-süßen Geschmack zu geben. Dafür sorgen in der Reifezeit Temperaturschwankungen zwischen 20 Grad am Tag und 8 Grad in der Nacht. Und hier, umgeben von Wäldern, Obstwiesen und dem idyllischen Flötscher Weiher liegt der Weiher-Hof. Das Holzhaus mit einer Scheune, erst vor zwei Jahren von der Familie des Obstbauern Graf neu gebaut, passt sich ideal in diese Landschaft vieler kleiner Apfel-Plantagen ein.


Apfelernte und Ferienwohnungen

An der Türklingel des Tores zum Weiher-Hof klebt ein Zettel mit einer Telefonnummer. Die Familie ist auf ihren in der Nähe liegenden Obstwiesen unterwegs.


Zum Weiher-Hof
Zum Weiher-Hof
 Der Weiher-Hof aus Holz
Der Weiher-Hof aus Holz


Die 31-jährige Tochter Barbara kommt mit einem kleinen VW Caddy direkt von den Apfel-Feldern. Mutter Monika, Vater Karl und Schwester Evelyn, die ganze Familie, ist damit beschäftigt, ihre Bäume mit Hagelnetzen zu schützen. Es gibt die Faustregel: auf einem Hektar stehen rund 3.000 Bäume. Der Wetterbericht kündigt starke Gewitter an, da kann auch Hagel auf die Ernte herunter schlagen. „Wir haben schon zuallererst einen langen Arbeitstag und sind mit ganzer Seele Obstbauern“, sagt Barbara, die in Bozen ein Studium der Agrarwirtschaft und -technik absolviert hat. “Zusätzlich empfangen wir dann über das ganze Jahr auf unserem Hof die Urlauber.“


Roter Hahn mit strengen Gütesiegeln

Schon längst ist der Bauernhof kein ungewöhnliches Urlaubsziel. Unter dem Dach des Südtiroler Bauernverbandes vermarktet die Tourismus-Organisation „Roter Hahn“ seit 16 Jahren ländliche Domizile. Heute liegt die Zahl immerhin bei 1600 Bauernbetrieben.

Mit stolz verweist Valentina Thurner (links im Bild) aus der Marketing Abteilung darauf, dass die Kriterien der Marke ganz konsequent kontrolliert werden. „Das Gütesiegel roter Hahn erhalten nur aktive landwirtschaftliche Betriebe, die hofeigene Produkte aufweisen. Die Zahl der Quartiere für Urlauber ist pro Hof auf fünf Ferienwohnungen begrenzt bzw. acht Doppelzimmer, um Voraussetzungen für eine persönliche Atmosphäre auf dem Hof zu schaffen.“ Die Höfe werden ähnlich den Hotelsternen mit Blumen bewertet. Und manches Hof-Quartier könne es spielend mit einem 4-Sterne-Hotel aufnehmen.


Der Duft des Holzes

Die Gäste im Weiher-Hof werden zunächst von Holz des Hauses gefangen genommen. „ - Es riecht so angenehm nach Holz - das hören wir sehr oft, vor allem natürlich von denen, die zum ersten Mal bei uns sind,“ erzählt Barbara.


Das neu erbaute Haus der Obstbauern
Das neu erbaute Haus der Obstbauern
Obstbäuerin Barbara Graf
Obstbäuerin Barbara Graf


Alle vier Ferienwohnungen und die zwei Doppelzimmer tragen Namen von Bäumen. Die Ferienwohnung PINUS wurde nach den nördlich vom Haus wachsenden Zirbelkiefern benannt. Die Ferienwohnung TILIA trägt ihren Namen nach den Lindenbäumen, die ebenfalls nahe vom Haus wachsen. Dann gibt es noch die Wohnung der Lärche (LARIX) und der Walnüsse (JUGLANS). In den Zimmern selbst dominiert das Holz der Fichte an der Decke und das Lärchenholz auf dem Boden. Natürlich sind auch Schränke, Tisch und Stühle aus unbehandeltem Holz, alles naturbelassen. „Und gesäubert wird alles mit natürlicher Kernseife ohne chemische Putzmittel“, betont Barbara.


Im Klimahaus „durch schnaufen“

Ihr neues Holz-Haus hat dank seiner energieeffizienten Bauweise das Siegel
„Klimahaus A“ erhalten. Jeder Raum verfügt über eine kontrollierte Wohnraumlüftung und im ganzen Haus herrscht ständig „frischen Luft“. „So können Sie bei uns im Urlaub mal richtig durch schnaufen“, heißt es stolz im PR-Text auf der Homepage, gerichtet an die Großstädter. Außerdem hat Familie Graf ihren Gästen eine Tiefgarage spendiert, die im Sommer dem Auto Schatten spendet und im Winter vor Frost und Schnee schützt. Für Bequemlichkeit mit dem Gepäck sorgt sogar ein Fahrstuhl.

Die Familie Graf hat mit dem Neubau ihres Holzhauses viel in den Tourismus investiert. Und sie sind davon überzeugt, dass ihr zweites Standbein eine Garantie darstellt, um als Obstbauern mit ihren nur drei Hektar Apfelanbau über die Runden zu kommen.


Eigenhändig Kartoffeln buddeln

Eine wachsende Zahl von Touristen vor allem aus Großstädten, so die Erfahrung von Barbara, wollen hier ihre Ruhe finden und die Nähe zur Natur suchen. „Bei uns können sie frisches Obst und Gemüse von unserem Anbau essen - und auch selbst in unserem Bauern-Garten ernten.“ Dazu gehören Wald- und Felderdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Marillen, Pfirsiche, vier Sorten Tafeltrauben, Kiwi, Johannisbeeren. Natürlich stehen mehrere Sorten Äpfel, vor allem Golden Delicious, Jonagold und Gala im Mittelpunkt. Die EU-Sanktionspolitik gegen Russland, die im Gegenzug zu einem Stopp der Exporte von Äpfeln führte, macht auch den Obstbauern in Südtirol zu schaffen. Denn der gesamte Apfelmarkt in Europa kam ins Wanken. “Uns in Südtirol rettet immer noch und immer wieder die Qualität unserer Produkte, der besondere Geschmack unserer Äpfel“, hofft Barbara Graf. Und natürlich die Urlauber, die begeistert den von Mutter Monika gebackenen legendären Apfelstrudel essen.


Ein Apfelfeld


Zwar mag manches Hotel mit seinen regionalen Produkten in der Küche werben. Aber es sei eben doch eine große Freude für nicht wenige Gäste, so Barbara, wenn sie die Kartoffeln von einem kleinen Feld hinter unserem Haus selbst aus der Erde buddeln.


Die wunderbare Stille

Der gepflasterte Hof ist sehr aufgeräumt und wie geleckt. Die streng gepflegten Häusele in Baden Württemberg oder Thüringen lassen grüßen. Da die Mehrheit der Gäste aus deutschen Landen kommt, wird die Super-Ordnung von vielen ganz sicher begrüßt. Wen die Hausordnung allerdings stören sollte, kann sich am Wachstum der nicht so streng geordneten Natur im Garten und rund ums Haus erfreuen.


Die Ferienwohnungen

„Für manche unserer Urlauber ist die wunderbare Ruhe hier an unserem Weiher ungewohnt“, sagt Barbara. „Aber sie stellen sich schnell um und genießen dann die Stille.“ Schließlich haben die Obstbauern keine Haustiere, nicht mal ein Hofhund könnte die Ruhe stören. Allerdings werde das durch viele Wildtiere mehr als wett gemacht, so die Obstbäuerin. Oft seien Rehe und echte Wildhasen zu beobachten, streunende Wildkatzen jagen Mäuse, der Fischreiher kreist und ungezählte Zugvögel legen hier auf dem Plateau eine längere Rast ein.


Das alte Familienfoto im Frühstücksraum

In dem modernen Holzhaus der Obstbauern Graf hängt im Frühstücksraum ein altes Familienfoto mit dem Urgroßvater, der aus Sterzing in Südtirol stammt. Das Foto ist mehr als nur eine Reminiszenz an die Altvorderen oder eine Design-Mode. Die Bauernfamilie fühlt sich ihrer Tradition verpflichtet. Sie lebt wie vor hundert Jahren mit der Natur im Einklang, passt sich ihrem Rhythmus in den vier Jahreszeiten an, mit dem Säen, dem Ernten, der Winterruhe. Mit dem jeweils gereiften Obst und Gemüse auf dem Frühstücks-Tisch. Und die Urlauber nehmen sie mit auf ihrer Reise durch die Jahreszeiten.


Getreidegarbe - Natur im Haus
Getreidegarbe - Natur im Haus
 Im Frühstücksraum – so schmeckt Südtirol
Im Frühstücksraum – so schmeckt Südtirol
Landschaft am Weiher
Landschaft am Weiher


Roter Hahn | Urlaub auf dem Bauernhof in Südtirol: www.roterhahn.it

Teil 1:
Text: Ronald Keusch , Juni 2015
Fotos: Barbara Graf (1), der Autor
Aktuelle Literaturquelle: MERIAN momente; „Südtirol“ ; München 1. Auflage 2015
Anmerkung: Klicken Sie zur Vergrößerung aller Fotos im Beitrag auf selbige.


Kräutergärten, Milchkühe und der Buschenschank (Teil 2)


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