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Impressionen aus Südafrika


Weine und Wale

Die Weinfelder von Franschhoek



Was haben der deutsche Urheber der Reformation Martin Luther, die französischen Calvinisten und ihre katholischen Widersacher sowie die holländische Handelsorganisation Ostindien mit ihren Schiffslinien gemeinsam? Sie alle sorgten in unterschiedlicher Weise dafür, dass vor etwa 300 Jahren im Süden Afrikas, ein paar Dutzend Kilometer von Kapstadt entfernt, eines der weltweit berühmtesten Weinanbaugebiete entstanden ist.

Weingut La Motte


Die calvinistischen Weinbauern

Im Zeitraum zwischen 1688 und 1720 kamen 270 Hugenotten auf der Flucht aus Frankreich mit den Schiffen der Ostindischen Kompanie zum Kap, um hier ein neues Leben zu beginnen. Eigentlich sollten sie als Farmer helfen, die vorbei fahrenden Schiffe mit Proviant zu versorgen. Viele hatten nichts als ihr nacktes Leben gerettet, besaßen nur ihren protestantischen Glauben und einige von ihnen waren Weinbauern.

Viele ließen sich östlich von Kapstadt in den fruchtbaren Landschaften entlang der Drakensteinberge nieder. Die entstehende kleine Stadt trägt den Namen Franschhoek, zu deutsch „Französisches Eck“. Der kleine Ort mit heute 4.000 Einwohnern konnte mit Galerien, Cafes, kleinen Herbergen und Restaurants seinen Charakter bewahren. Er ist seit langem ein Markenzeichen für erstklassige Weine.


Hugenotten-Denkmal
Hugenotten-Denkmal
Die neue Wein-Tram
Die neue Wein-Tram
Weingut Rickety Brigde
Weingut Rickety Brigde



Mit Bus und Tram zur Weinprobe

Der bequemste Weg für die Besucher, in der nahen Umgebung von Franschhoek zu den ältesten und berühmtesten Weingütern Südafrikas zu gelangen, sind so genannte Weinrouten. Nach dem Hop-on Hop-off Prinzip von Sightseeing-Bussen in Großstädten können die Fahrgäste an Stationen der einzelnen Weinresorts aussteigen, Weine probieren, in den Weingütern spazieren gehen und zum nächsten Weingut fahren. Seit zwei Jahren werden zwei unterschiedliche Weinrouten eines Busses noch durch eine Wein-Tram ergänzt. Dazu haben die Weinbauern im Franschhoek-Valley Teile einer 1904 eröffneten Bahnlinie durch das Tal samt der offenen Brill-Tramwagen wieder flott gemacht (siehe im Bild oben). Zur Freude der Touristen zuckeln nun mit gemächlichen 18 km/h Geschwindigkeit die mehr als hundert Jahre alten Wagen auf Gleisen durch die Weinfelder.


Die schwarze Madonna

Jedes der sieben Weingüter auf der blauen und auf der roten Weinroute hat bei den Weinproben seine speziellen Weinsorten und darüber hinaus auch immer etwas Eigenständiges zu bieten.
Das Weingut Holden und Manz präsentiert sich mit einem Picknick-Korb, der französische Qualitäten an Leberpastete, Rochefort Käse und selbst gebackenes Olivenbrot sowie eine Flasche Shiraz eigener Produktion enthält.

Die Kulisse im Hintergrund bilden die Drakensberge. Das Weingut La Bourgogne hat sich auf Weißweine und feinstes Olivenöl spezialisiert. Im Weinresort Rickety Bridge werden die Gäste an der Tram-Station zur Weinprobe auf einen Anhänger platziert, den ein Traktor zur Weinprobe tuckert.

Und schließlich stellt das große historische Weingut Grande Provence in mehreren Räumen Skulpturen und Gemälde aus.

Im Bild links das abfotografierte Gemälde „black madonna“. Es sprach mich besonders an. Darauf zeigt der Künstler eine junge schwarze Frau mit nacktem Oberkörper und einem Baby auf dem Arm. Sie hat ein Tuch um den Kopf und einen Topf in der Hand. Sie wird ganz eng umringt von schwarzen Frauen-Gesichtern, deren Körper total in weiße Madonnen-Gewänder gehüllt sind. Der Ausdruck ihrer Gesichter ist gleichgültig und irgendwie künstlich. Der Gesichtsausdruck der schwarzen jungen Frau ist etwas ängstlich und anklagend, aber auch selbstbewusst. Eine Momentaufnahme der gespaltenen Gesellschaft und der Selbstbehauptung der Frauen in Südafrika.

Familiengeschichten der Hugenotten

Der Weinort Franschhoek ist stolz auf seine Vergangenheit und hat ein Hugenotten-Museum mit einem Haupthaus im Baustil des 18. Jahrhunderts aus Kapstadt errichtet. Hier erzählen Bilder und Schriftstücke Familiengeschichten der Hugenotten. Ihre Namen, die Cordier und die Du Buisson, die Theron und Roux sind überall in Südafrika anzutreffen.

Weingut Dieu Donnè


Auf dem Garten-Gelände des Museums steht ein Denkmal für die Hugenotten mit der Inschrift: „Post Tenebras Lux“ („Nach der Dunkelheit kommt das Licht“). Dieser Spruch über die Vertreibung und Diskriminierung der Hugenotten kann auch für die zumindest offizielle Abschaffung der Apartheid-Politik in Südafrika gelten.


Text und Fotos: Ronald Keusch; Oktober 2014
Anmerkung: Klicken Sie zur Vergrößerung aller Fotos im Beitrag auf selbige.


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