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Das tiefste Tauchbecken der Welt


Zum Thermal-Bad liefern die Landschaften der Euganeischen Hügel spannende Unterhaltung und viel Bella Italia


Für die Besucher ist das Hotel „Millepini Terme“, das sich an die Euganeischen Hügel schmiegt, ein Platz zum Träumen. Hotelier Emanuelle Boaretto sorgt dafür mit drei Thermalschwimmbecken auf zwei Ebenen, die 32, 34 und 36 Grad Celsius warm sind und über Anlagen von Unterwassermassage verfügen. Das Schwimmbad und der weitläufige Park verschmelzen miteinander, ein perfektes Arrangement, um Geist und Seele baumeln zu lassen.


Im weltweit tiefsten Tauchbecken


Ein Paradies für Taucher

Nun hat der Hotelier Boaretto, seit frühester Kindheit begeisterter Hobbytaucher, seinen Jugendtraum erfüllt. „Wir haben das tiefste Tauchbecken der Welt eröffnet“, schwärmt Boaretto.“ Und es ist dank der Temperatur unseres Thermalwassers zwischen 32 und 34°C ein Paradies für Taucher.“ Nach einer Bauzeit von nur knapp einem Jahr wurde die Tauchanlage mit dem Namen „Y 40“ vor zwei Monaten mit einer absoluten Tiefe von 40 Metern eröffnet. Damit ist der Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde gesichert.


Im Vergleich zum bisherigen Spitzenreiter, dem belgischen Tauchzentrum Nemo 33 bei Brüssel, geht es in Montegrotto noch sieben Meter tiefer. Doch diese spektakuläre Anlage solle nicht nur ein Treffpunkt zum Training für Spezialisten der Unterwassertechnik oder der Feuerwehr sein, so der Betreiber Boaretto. „Wir laden natürlich auch Sport- und Freizeittaucher aus der ganzen Welt ein und darüber hinaus auch alle Neugierigen, die einen Tauchschein ablegen wollen.“ Und wer sich von unseren Urlaubern nur einmal ausprobieren will, so Boaretto (im Bild links) weiter, der müsse nur den Einstiegspreis für eine Tauchstunde von 35 Euro zahlen und seine Badehose mitbringen.

Maximal dreißig Taucher können gleichzeitig die Anlage nutzen und fünf, zehn oder eben 40 Meter tief tauchen. 365 Tage im Jahr, also auch im tiefsten Winter, ist das Tauchparadies durchgehend geöffnet. Von einer in 13 Meter eingerichteten transparenten Besucherröhre kann die Familie dann den Tauchgang beobachten.


Ist Thermalwasser in der Tiefe wirksamer?

Dann führt mich Emanuelle Boaretto noch zu seinem größten Schatz und seiner größte Investition, die sich gleich neben dem Tauchbecken befindet - ein Raum mit einer überdimensionalen Filteranlage. Das Wasser muss innerhalb von 24 Stunden vier Mal regeneriert werden. Immerhin nimmt das tiefste Becken der Welt 4300 Kubikmeter Wasser auf. Zusätzlich müssen außerdem pro Tag ebenfalls vier Mal 100 Kubikmeter altes durch frisches Thermal-Wasser ersetzt werden. Ansonsten würde das Tauchwasser schnell grün. Ein hoher finanzieller Aufwand.

Doch das Tauchbecken mit seinen Rekordmaßen haben auch schon längst Wissenschaftler und Forscher im Blickfeld. Eine der vielen Studien kann für den Kurbetrieb mit Thermalwasser spannend werden. „Die Forscher wollen die Frage beantworten, ob durch den Druck, der beim Tauchen in der Tiefe entsteht, sich die Wirksamkeit des Thermalwassers erhöht“, berichtet Boaretto. Und er ergänzt, dass die Forschung für erste Antworten bis zu 3.000 Personen untersuchen und mindestens zwei bis drei Jahre benötige.

Also je tiefer im Thermalwasser, je größer die Effekte für die Gesundheit? Eine steile These. Wenn sie stimmt, wird sie nicht nur die Tauchgäste, sondern den Hotelier mit seinem Tauchbecken erfreuen.

Reisen ins 14. Jahrhundert

Von der Hochtechnologie des Thermal-Tauchens in die Tiefe kann der Tourist auf den Euganeischen Hügeln seine Reise ins 14. Jahrhundert beginnen. Der Weg führt durch die Thermal-Gemeinden und über Brücken, die scheinbar vom nicht weit entfernten Venedig hierher verpflanzt wurden.


Landschaft bei  Monselice
Landschaft bei Monselice
 Renaissance-Villa Nani-Mocenigo
Renaissance-Villa Nani-Mocenigo
Wächter auf dem Weg in Monselice
Wächter auf dem Weg in Monselice


In der kleinen Stadt Quarto d'Altino steht bedeutsam der 56 Meter hohe Glockenturm im Ravenna- Stil. Hier direkt am Canale Grande, der nach Venedig führt, wohnten einst die Erbauer der berühmten Stadt der Gondeln.


Besuch beim Dichter Petrarca

Das Ziel, der kleine Ort Arquà Petrarca, ist erreicht. Wenn nicht gerade ein geparktes Auto oder eine Werbetafel im Weg steht, empfängt den Besucher bei einem Rundgang die Magie des Mittelalters. Vom Ortskern mit der Dreifaltigkeitskirche gehen kleine Seitengassen aus mit schlicht und massiv gebauten Häuser. Ihre wieder kehrenden baulichen Elemente gehören mit Blumen geschmückte Eingänge und Fenster, eine Loggia und ländliche Kamine.


Gasse in Arquà Petrarca


Eines dieser Häuser mit einem kleinen Garten in der Via Valleselle war im 14. Jahrhundert für vier Jahre der Alterssitz von dem großen italienischen Dichter und Geschichtsschreiber Francesco Petrarca. Der Ort benannte sich später nach seinem berühmtem Bewohner.

In vielen Gärten wächst der in Deutschland wenig bekannte und nahezu ausschließlich in der Region Venetien beheimatete Baum Giuggiola. Im Sommer trägt er noch lila Blüten, aus denen dann zur Ernte im Herbst braune Früchte wachsen. Diese alte Kernfrucht, lange nicht mehr kultiviert, kann man als Spezialität der Euganeischen Hügel in Marmelade oder Likör mit nach Hause nehmen.


Schinken aus Montagnana

Unmittelbar am kleinen historischen Ortskern liegt etwas versteckt die Weinschenke l'Enoteca di Arquà. Essen und Trinken direkt aus der Region, das ist ein Werbespruch, der gerade bei Großstädtern immer wieder durchaus berechtigtes Misstrauen hervorruft.


In der Weinschenke l'Enoteca di Arquà
In der Weinschenke l'Enoteca di Arquà
In der Weinschenke l'Enoteca di Arquà
In der Weinschenke l'Enoteca di Arquà


Wenn er aber hier den beiden Gastgebern an einer überlangen rustikalen Arbeitsplatte zuschaut, wie sie alle die Köstlichkeiten ausbreiten, erübrigt sich die Frage. Alles, was ins Glas und auf den Teller kommt, das ist von den Hügeln. Sie schneiden den rohen Schinken aus Montagnana an mit seinem süßlichen Geschmack und geben dazu den Schafskäse pecorino, gereift unter Nussbaumblättern. Garniert wird alles mit Fiori di zucca fritti, den gebackenen Blüten von Kürbis und Zuchini.

Und die Trauben des Weißweins Serprino wachsen auch nur auf den Hügeln. Zum Dessert koste ich dann Zaeti, die Mais-Kekse mit Rosinen. Dazu spendiert der Wirt ein kleines Gläschen von dem teuren süßen Muskatwein Colli Euganei Fior d'Arancio.


Weinprobe bei Giorgio Salvan

In der Weise auf den Geschmack gekommen, kann der Besucher der Euganeischen Hügel eines der insgesamt 30 Weingüter besuchen, die Weinproben veranstalten. Dazu gehört auch der 67jährige Giorgio Salvan und seine Tochter Francesca, die in vierter Generation ihren 32 Hektar großen Weingarten bewirtschaften.

Im Mittelpunkt stehen bei ihnen die alten einheimischen Sorten, die fast tausend Jahre dokumentiert sind und Trauben mit hohem Säuregehalt und intensiver Farbe besitzen wie der Friularo di Bagnoli. „Diesen Wein haben damals schon die Venezianer auf den langen Fahrten mit ihren Segelschiffen an Bord gehabt“, sagt Weinbauer Salvan. Nur heute werde die Zeit der Besucher immer knapper.

„Leider haben die Urlauber in den Thermal-Hotels oft nur drei oder vier Tage gebucht. Da besuchen sie Padua oder Venedig und immer weniger uns Weinbauern in den Hügeln“, beklagt er sich. Wenn dann die Hotelgäste mit den organisierten Weintouren durch die Euganeischen Hügel fahren, verkosten sie den Rosso dei Colli Euganei genauso wie traditionelle Gerichte von Ente oder Gans mit dem Radicchio-Salat. „Die vorzüglichen Speisen von unseren Nachbarn und der gute Wein von uns“, preist Giorgio ihr Angebot.


Ganz nah bei Venedig

Viele Besucher zieht es es auch in die ganz nahe nördliche Lagune von Venedig. Weit abgeschieden von der Zivilisation erreichte ich auf einer schmalen Straße das Anwesen la Barena di Azienda Agrituristica. Mit einer Boots-Tour sind die kleinen einsamen Inseln mit den Fisch-Reihern näher gerückt und die Zeit scheint stehen zu bleiben.


Glockenturm in Quarto d'Altino
Glockenturm in Quarto d'Altino
 Figur auf dem Glockenturm
Figur auf dem Glockenturm
Nördliche Lagune von Venedig
Nördliche Lagune von Venedig


Montegrotto wird oft als „Therme von Venedig“ bezeichnet, das Privileg seiner Nähe und günstigen Verkehrslage. „Montegrotto ist 50 Kilometern von der weltberühmten Stadt entfernt“, erklärt Laura. „Mit dem Zug fahren unsere Urlauber nur eine knappe Stunde bis zum Bahnhof Santa Lucia in Venedig. Dann ist für sie der Marcus-Platz nur noch einen 15minütigen Spaziergang oder eine Fahrt mit der Gondel entfernt. Besser geht’s nicht.“

Doch der Vorteil der Nähe kann sich auch als Krux für die Region erweisen. Bleibt dem Touristen der Thermenstadt weniger Zeit, sind die Euganeischen Hügel nach Venedig oft nur noch die zweite Wahl. Allerdings ist das Problem eigentlich leicht zu lösen: Länger in Montegrotto bleiben und öfter kommen.


Text und Fotos: Ronald Keusch, August 2014

Anmerkung: Klicken Sie zur Vergrößerung aller Fotos im Beitrag auf selbige.


www.millepini.it
www.turismopadova.it
www.stradadelvinocollieuganei.it/


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