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Urlaub auf dem Thermal-See


Das norditalienische Montegrotto liefert Gesundheit aus dem Herzen der Erde


Auf den Euganeischen Hügeln (das Dorf Aqua Petrarca)


Mit seiner landschaftlichen Schönheit und seinen historischen und künstlerischen Zeugnissen avancierte das fast 19.000 Hektar große Gebiet der Euganeischen Hügel zum Naturschutzgebiet. Der einmalige Reichtum der Hügel nahe der Stadt Padua findet sich einige tausend Meter tief. Es ist das besondere Wasser des Euganeischen Thermalbeckens.


Aus Regentropfen entsteht Thermalwasser

„Das gibt es nirgends auf der Welt. Jedes unserer Hotels in Montegrotto verfügt über eine oder mehrere Thermalquellen, deren Wasser direkt ins Haus sprudelt“, begeistert sich Laura Piovesan (im Bild links), die sich als Touristikexpertin für die öffentliche Darstellung der Hotelstadt mit ihren mehr als 100 Thermen engagiert.

Wenn der Regen auf den Gebirgszug der kleinen Dolomiten fällt, dann begeben sich die Regentropfen auf eine längere Reise. Sie sickern 25 bis 30 Jahre bei hoher Temperatur langsam durch den felsigen Boden bis auf 3.000 Meter Tiefe, werden mit Mineralien angereichert. Nach einer zurückgelegten Strecke von 80 Kilometern sind aus den Regentropfen dann Thermal-Tropfen geworden, die einen riesigen unterirdischen See füllen.


Hotel-Therme mit Schwimmbad in Montegrotto
Hotel-Therme mit Schwimmbad in Montegrotto
Mouselice mit den sieben Kapellen
Mouselice mit den sieben Kapellen


Der Untergrund in Montegrotto ist nun seit tausenden von Jahren so beschaffen, dass das 80 Grad heiße Thermalwasser hier in der Art eines Artesischen Brunnens an die Oberfläche gelangt und im Winter steigt mitunter der Dampf aus den Gullys. „Alle unsere Hotels schwimmen sozusagen auf einem gewaltigen Thermal-See, der die Gesundheit aus dem Herzen der Erde liefert“, so Laura ganz poetisch.


Stark wie Cortison ohne Nebenwirkungen

Bereits die alten Römer nutzten ausgiebig dieses Geschenk der Natur inmitten der Euganeischen Hügel. Denn das endlos sprudelnde Wasser enthielt Natrium, Brom und Jod, mit dem es extrem starke Heilungsprozesse in Gang setzt. „Stark wie Cortison – aber ohne Nebenwirkungen“, so lautet die knappe Formel in den Thermal-Hotels. Die Liste der Anwendungen ist lang. Sie reicht von Arthrose und Rheumatismus bis zu Lungenerkrankungen und orthopädischer Rehabilitation.

Während sich in früheren Jahrzehnten das Thermalbad in der Wanne oder großen Becken unter dem Dach vom Hotel abspielte, hat es sich mittlerweile auch das Hotel-Schwimmbad mit Whirlpool unter freiem Himmel erobert. Bei Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad Celsius zu jeder Jahreszeit kein Problem.


Thermal-Fango aus Tonerde

Doch Wohlbefinden und Heilbehandlung kann auch noch gesteigert werden. Das Zauberwort heißt Thermal-Fango. Ich besuche zwei Fango-Experten. Vater Enzo Baratella betreibt seit mehreren Jahrzehnten das Hotel de Bains mit Fango-Anwendungen und sein Sohn Emiliano ist Präsident des Studienzentrums Pietro d`Albano. Hier untersuchen Wissenschaftler weiter intensiv die therapeutische Wirkung der Schlamm-Packungen.


Tonerde reift zu Thermal-Fango
Tonerde reift zu Thermal-Fango
Mikroorganismen färben Fango-Schlamm
Mikroorganismen färben Fango-Schlamm


„Die Entstehung von Fango ist einfach erklärt“, erklärt der Patriarch Enzo Baratella. „Es wird Tonerde vom Grund zweier besonders geschützter Thermal-Seen in der Umgebung entnommen. Durch Zufuhr von Thermalwasser und einer Temperatur von 85 Grad Celsius wird die Tonerde von Bakterien und Mikroalgen besiedelt. Sie verleihen wertvolle therapeutische Eigenschaften. Der Reifeprozess in speziellen Becken auf dem Gelände der Hotels dauert zwei Monate. Fertig ist der Fango.“


Mehr Überzeugungskraft mit Patenten

Nach historischen Beschreibungen hielten sich schon römische Legionäre Gelenke und Glieder mit Thermal-Fango fit, gehörte das Großbürgertum und die Adelsgesellschaft zu den Stammgästen und nach den zwei Weltkriegen subventionierten staatliche Krankenkassen Kuren in Thermalwasser. Doch seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Montegrotto kein Selbstläufer mehr.

„Früher lagen nur empirische Aussagen zu der fundamentalen Wirksamkeit von Fango vor“, erläutert Emiliano vom Studienzentrum. „Nunmehr erforschen wir vor allem den Reifungsprozess des Fango und untersuchen die sich bildende stark entzündungshemmende Substanz Formidium“. Dazu habe das Studienzentrum auch ein europaweites Patent angemeldet, das die Überzeugungskraft bei Besuchern wie Krankenkassen stärken will. „Schon ein minimaler Einsatz von sechs Fango-Packungen lohnt sich“, so die beiden Thermen-Profis, „um die Beta-Endorphine, die Glückshormone, im Körper zu vermehren, die wirksam Schmerz bekämpfen.“

Ganz sicher sollen vor allem Krankenkassen in Deutschland angesprochen werden, die sich in den Krisenzeiten weitgehend mit Kurverschreibungen zurück gezogen haben. Doch selbst bei absinkenden Besucherzahlen liegen die Deutschen in der Länderwertung seit Jahrzehnten immer noch ganz vorn. Das hat übrigens zur Folge, dass in vielen Hotels sowohl beim Management wie beim übrigen Personal gut deutsch gesprochen wird.


Hotel Preistoriche mit Tradition

Das kleine Hotel Therme Preistoriche gehörte zu den ersten Häusern, die Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in Montegrotto eröffnet wurden und das Bild des eleganter und moderner Kurort für den italienischen und ausländischen Adel prägten. In dem Haus mit 47 Zimmern wird noch Tradition und familiäre Gemütlichkeit gelebt mit antiken Kommoden auf dem Hotelflur und einem Oldtimer-Lift mit einer Sitzbank. In erster Linie dreht sich alles ums Thermalwasser und Thermal-Fango.


Besonders stolz ist Angela Stoppato (im Bild links) auf das vor zwei Jahren neu gebaute große Thermal-Schwimmbad in dem schönen weitläufigen Hotel-Garten. Die junge Frau ist die vierte Familien-Generation im Hotel und war schon, wie sie spöttisch meinte, als Baby Hotelfachfrau. Vor zwei Jahren übernahm sie die ehrenamtliche Funktion der Präsidentin des Consorzio Therme Enganee und präsentiert damit alle Thermen-Hotels, die sich gern dank der Entfernung von nur 40 Kilometern als Thermen von Venedig bezeichnen.


Jazz-Pianist am Pool

Präsidentin Stoppato will die Zukunft der Hotels angesichts einer sich wandelnden Welt sichern. „Thermalbäder und Fango allein reichen nicht mehr aus. Jedes Hotel sollte sich spezialisieren beispielsweise auf spezielle Fango-Behandlung, auf eine medizinische Ausrichtung oder auf Sport-Rehabilitierung.“


Der berühmte Prado in Padua


Gerade die entzündungshemmende Wirkung von Fango sei prophylaktisch für Sportler besonders wichtig. In ihrem Familienhotel läuft seit sechs Jahren sehr erfolgreich die Reihe „Jazz by the Pool“ mit dem weltweit bekannten Jazz-Pianisten Uri Caine. „Unsere Hotels bieten eben nicht nur das einzigartige Thermalwasser an, sondern auch einen Ort,“ so Angelo Stappato,“ in dem der Urlauber eine wunderbare Landschaft bei regionaler Küche viel besser genießen kann also anderswo.“ Und findet sie als Präsidentin die Zeit für Fango? Na klar, einmal im Jahr macht sie eine Fango-Kur - als Prophylaxe.


Text und Fotos: Ronald Keusch, August 2014

Anmerkung: Klicken Sie zur Vergrößerung aller Fotos im Beitrag auf selbige.


www.termepreistoriche.it
www.consorziotermeeuganee.it
www.turismopadova.it


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